Nun ist es soweit: auch die Landesregierung Baden-Württemberg beschließt eine Maskenpflicht in einigen Bereichen des öffentlichen Lebens ab 27. April 2020.
Ihr erinnert Euch, vor wenigen Wochen hatte mich eine Freundin darauf angesprochen, ob ich nicht auch Alltagsmasken herstellen kann – ich hatte darüber geschrieben.
Seit ich meine erste Behelfsmaske produziert habe, hat sich vieles getan: ich bekomme von Euch nicht nur Bestellungen am laufenden Band sondern auch viel Zuspruch und Lob, aber auch viele Tipps und Anregungen zu diesem Thema. Ich bin Euch dafür sehr dankbar und konnte einige Eurer Anregungen auch schon umsetzen.
Ich komme aber in den letzten Tagen an meine Grenzen und weit darüber hinaus. Mich treiben Fragen um wie:
- kann ich überhaupt alle Eure Anfragen bedienen und zeitnah Behelfsmasken nach Euren individuellen Wünschen herstellen und ausliefern?
- sollte ich nicht zuerst meinen Verwandten- und Bekanntenkreis bedienen und diesen lieben Menschen um mich herum eine Behelfsmaske kostenlos zur Verfügung stellen? Sollte ich vielleicht lieber die vielen Bietigheimer Pflegeheime bedienen, und das vielleicht ehrenamtlich?
- wie soll ich die Preise gestalten und wie schaffe ich es, die damit zusammenhängenden Fragen nach Wirtschaftlichkeit und Bürokratie (Buchhaltung, korrekte Abführung der Steuern, die Höhe meines Gewinns, rechtzeitige Bestellung von Material) richtig zu beantworten?
- erfüllt mich diese Art von „Fließbandarbeit“ überhaupt? – Ihr wisst ja, dass mein Schwerpunkt bisher auf „schönen Ideen aus Stoff“ – also auf der Herstellung von individuell bestickten Einzelstücken mit eingehender persönlichen Beratung – liegt.
Die Antworten auf einige dieser Fragen stehen mit Antworten auf andere Fragen im direkten Konflikt ;-). Andere Fragen konnte ich mir inzwischen beantworten:
- ich bewundere die vielen ehrenamtlichen Näher*Innen. Wir als Gesellschaft und ich persönlich sind ihnen zu tiefem Dank verpflichtet. Ich selbst habe mich für einen anderen Weg entschieden.
- um die eingehenden Bestellungen überhaupt vernünftig abarbeiten zu können, hat mein Mann mir einen Shop eingerichtet. Dort findet Ihr die zur Zeit beliebtesten Alltagsmasken aus verschiedenen Stoffen. Da die Anzahl der Anfragen meine Kapazitäten bei weitem übersteigt, sind einige davon mit „Nicht auf Lager“ gekennzeichnet. Das bedeutet, dass ich diese erst anfertigen muss. Sobald sie fertig sind, stelle ich die verfügbare Menge in den Shop.
Anderere Produkte habe ich bereits vorproduziert. Dort seht Ihr auch die zur Zeit verfügbare Menge, indem Ihr wie z.B. hier, auf das Produkt klickt. In der Regel könnt Ihr ein verfügbares Produkt zeitnah abholen oder ich sende es Euch mit der Post.
Mit einer Bewertung (geht auch mit Produkten, die zur Zeit nicht auf Lager sind!) helft Ihr mir, besser auf Eure Wünsche einzugehen. So kann ich in einer ruhigen Stunde alle Bewertungen durchgehen, Eure E-Mails beantworten und mich so besser für den nächsten Nähtag vorbereiten.
Ich bitte Euch – wenn irgendwie möglich – mir keine Anfragen per WhatsApp oder telefonisch zu schicken, denn im Moment verbringe ich 2-3h am Tag mit Telefonaten - ein paar Worte zur Preisgestaltung: aus 1 lfd Meter Stoff kann ich ca. 6 Masken produzieren (Ihr wisst ja, eine Maske besteht aus 2 Stofflagen + 1 Vlieslage). So ein Stoff kostet zwischen 6€/m und 20€/m im Einkauf. Dazu kommen Cent-Beträge für Gummibänder, Faden etc (meine Nähmaschine, Bügeleisen, Energiekosten,… fließen einfachheitshalber nicht in diese Berechnung ein, müssen aber trotzdem irgendwie erwirtschaftet werden). Ich kann an einem Arbeitstag ca. 20 Masken produzieren, sehr stark davon abhängig ob ich viele Masken aus einem Stoff oder „Einzelstücke“ produzieren will. Dann lautet die Rechnung für den günstigsten Stoff: 10,00€ – 1,60€ (Umsatzsteuer ans Finanzamt) – 1,50€ (Materialkosten) = 6,90€.
Macht bei 20 Masken also 138€/Tag.
Wenn ich mir selbst nun den gesetzlichen Mindestlohn zugestehe (9,35€/h) und 8h für das Nähen und 2h für das Abarbeiten der Bestellungen (Versand, Zahlungseingang, persönliche Kommunikation) am Tag aufwende, mache ich 138,00€ – 10 x 9,35€ = 44,50€/Tag Rohgewinn (abzüglich der erwähnten Nähmaschine, Raumkosten, Einkommenssteuer, …).
Man kann diese Rechnung noch viel einfacher machen: im Trigema Onlineshop kann jeder Endverbraucher 10 (Mindestabnahme) Masken für 120€ bestellen, macht also 12€/Stück. Ich vertraue darauf, dass Trigema das gut durchgerechnet hat. Ich möchte hier nicht eine Diskussion um Herrn Grupp, den Trigemachef, entfachen. Nur soviel: er läßt in Deutschland produzieren und hat bislang keine staatlichen Hilfen wie Kurzarbeit angefordert. Seine Mitarbeiter bekommen laut Presseberichten überwiegend deutlich mehr als den gesetzlichen Mindestlohn ausgezahlt.
Hier ist übrigens der Shop der kleinen schwäbischen Firma Preppo aus Albstadt, die die Masken sehr preiswert anbietet und offensichtlich auch liefern kann!
Fazit: ich möchte wieder – wie wir alle – mein „altes Leben“ zurück! Ich möchte wieder Euch persönlich beraten und Euch ganz individuelle Einzelstücke (am liebsten keine Behelfsmasken!) anfertigen, ganz ohne Druck und mit viel Spass an kreativer Arbeit.
Und ich möchte Euch bitten, solange die Situation so ist, wie sie im Moment ist, mich zu unterstützen, indem Ihr nach Möglichkeit den Onlineshop nutzt und dies gern auch in Euren Kreisen so weitergebt!
Vielen Dank und bis bald,
Eure Lilly